Wir machen nicht Werbung für jeden.
Aber ich habe damit gerechnet, Sie hier wieder zu treffen.
Sie befinden sich jetzt auf meiner Homepage, in meinem virtuellen Zuhause.
Sie kennen die Slogans schon, die jetzt kommen:
Zeit ist Geld. Ich brauche keine Texte, ich brauche Information. Wenn ich lesen will kaufe ich mir ein Buch. Wer ein Plakat lesen will … beim Plakat lesen soll man keine kalten oder nassen Füße bekommen. Herrje! Nennen Sie mir einen Grund, warum ich bei Ihnen kaufen sollte und nicht beim Nachbarn. Undsoweiter.
Sie wollen mehr wissen und anderes. Sie wollen keine Fragen stellen, sondern Antworten bekommen. Sie wollen das Besondere und Noch-nie-dagewesene. Sie wollen auffallen.
Das können Sie alles haben. Ganz schnell, wenn Sie wollen. Manchmal kommen Menschen hierher, die sind sehr eilig und wollen sich noch nicht einmal hinsetzen. Im Stehen arbeiten, bitte, dazu einen Espresso. (Ich glaube übrigens, dass es Espresso noch geben wird, wenn niemand mehr Caffè Latte trinkt.) Einen 24-Seiter in zwei Tagen. Einen Flyer in sieben Minuten. Einen Webauftritt sofort. Geschwindigkeit ist Hexerei und diese mein Nebengewerbe.
Das muss allerdings unter uns bleiben.
Viel lieber ist mir nämlich langsame Werbung mit Bildern und Geschichten, die sich entwickeln, die sich ihren Platz nehmen, um ihren Zauber in der Fantasie des Betrachters entfalten. Nur so stellt sich eine Nachhaltigkeit ein.
Also. Ganz langsam.
Auf dem Fußabtreter steht Salve. Da: die Klingel. Driiiing! Plötzlich ist da so eine unnütze Freude und dann. Mein Zuhause also. Durch die Eingangstür sind Sie schon gekommen. Ein ehemaliger Freund von mir ist Kunstschmied und hat als Gesellenstück Art Déco probiert. Jugendstil. Manchmal denke ich, er hätte es besser gelassen. Aber ich kann mich nur schwer trennen. Da: der Flur, die Garderobe (auch Art Déco), links geht es zur Gästetoilette, geradeaus in den Wohnraum.
Ich stelle mir vor: 50 Quadratmeter, viel Holz, viel Stein. Küchenblock integriert, damit sich die kochende Gastgeberin am Gespräch mit den Gästen beteiligen kann. Haben Sie schon einmal Vollkornbuchweizennudeln gegessen? Lassen Sie es. Ich habe es versucht. Das also ist mein Wohnzimmer, selbstverständlich ein offener Kamin, offene Fensterfront, weiter Blick übers Mittelgebirge oder wahlweise zum Meer. Wenn Sie wollen können Sie sich die Wandfarbe selbst aussuchen. Ich mag es gern hell, klar, übersichtlich, mit überraschenden Details und Pointen. An der Wand das Portrait eines Strandvogels, unser Familienwappen. Man kann sich seine Tradition nicht aussuchen. Ein Feldhamster wäre mir auch lieber gewesen.
Nebenan – Vorsicht: Glastür! – Mein Atelier. Verzeihen Sie, ich habe die Sachen, die zuletzt hier entstanden sind, einfach herumliegen lassen. Zum Angucken. Weil ich mich so schwer trennen kann. So sieht es hier aus. Ich räume aber gern auf, wenn Sie wollen.
Mein Schlafzimmer zeige ich Ihnen nicht. Das wäre zu konkret.
Schauen Sie: Das ist der Versuch eines ehrlichen Internetauftritts und ich befürchte, dass ich mir zuviel vorgenommen habe: Er muss zwangsläufig scheitern. Ich kann meinen Kunden doch auch nicht ernsthaft empfehlen, sich in Gänze zu entäußern. Ich bin nicht halb so kreativ wie ich vorgebe und mit Aufrichtigkeit ist noch kaum einer reich geworden.
Wir können jetzt gern hinaus gehen. Die Veranda ist mein Chatroom, das Wetter herrlich, ein leichter Wind fährt durchs Gemüt und lockert den Verstand. Da können wir reden. Offen. Es gibt mindestens ebenso viele Gründe Werbung zu machen wie es bleiben zu lassen. Genauso wie es Gründe gibt charmant, aufgeschlossen, positiv zu sein und dann wieder nicht. Das Leben ist auch nicht immer nur so und nie so.
Wir lernen uns kennen.
Mein Name ist Jana Kiewitt.
Mein Motto: Nichts ist alles und frech sein auch nur Attitüde.
Ich mag es bunt.
Aber ich verstehe auch wenn Menschen weniger Opulenz bevorzugen. Wenn sie es schlichter mögen. Schwarz auf weiß. (Eigentlich ist das ein komischer Gedanke: Dass es mein Beruf ist, es allen Recht zu machen. Das zu müssen. Oder gar zu wollen.)
Meine Spezialität ist der direkte Kontakt mit dem Kunden. Beziehungen herzustellen. Das Produkt zu erklären, Ihre Intention und seine Notwendigkeit. Ich finde heraus, was Sie sich wirklich wünschen – am einfachsten dann, wenn es eine Basis gibt. Eine prinzipielle Übereinstimmung. Grundsätzliche Sympathie. Das ist ganz schön, wenn etwas entsteht.
Erstens. Wer Sie sind Sie überhaupt?
Zweitens. Was ist das was Sie verkaufen möchten?
Drittens. Können Sie sich verständlich machen?
Viertens. Sie haben vier Stunden ihr Produkt vorzustellen.
Fünftens. Wer hört am Ende noch zu?
Sechstens. Wer hat überhaupt vier Stunden Zeit?
Siebtens. Mit wem wollen Sie morgen frühstücken?
Achtens. Was erwarten Sie von der Werbung?
• Gesehen werden
• Erlebt werden
• Gefühlt sein
Das ist dann schon wieder dieser Sinnesunsinn. Jedes zweite Produkt wird damit beworben, das es einen Mehrwert für alle Sinne mit sich bringe. Der liebste war mir immer der siebte, der das Überleben im Straßenverkehr sichert.
Wie aber bringe ich einen Internetauftritt zum Duften, zum Schmecken?
Lässt er sich haptisch gestalten?
Werbung ist Fake. Maximal ein Versprechen. Und schon nächste Woche werden wir damit zusammen Geld verdienen.